Kaum hat sich Rover Opportunity von seinem Ausstieg aus der Wand
von Krater Victoria erholt, erhält er eine neue herausfordernde
Mission. Er soll sich in Richtung Südosten auf einen zwölf
Kilometer langen Weg zum noch größeren Krater Endeavour
machen. Dies ist eine Distanz, die genau so lang ist wie seine bisher
zurückgelegte Strecke vom Landeplatz zum Krater Victoria.
Abbildung 1: Marsoberfläche mit den drei Kratern
Endurance, Victoria und Endeavour. Rover Opportunity soll auf seinem
nächsten Wegabschnitt von Victoria nach Endeavour fahren. Dieser
große Krater liegt südöstlich von Victoria in 12
Kilometern Entfernung. Er hat einen Durchmesser von 22 Kilometern
und eine Tiefe von 300 Metern. Dadurch sind viel mächtigere
Gesteinsschichten freigelegt als die bei Victoria untersuchten.
Das Bild besteht aus einem Mosaik von 50 Bildern, aufgenommen von
der Kamera THEMIS (Thermisches Emissions-Bildsystem) an Bord des
NASA-Mars-Odyssey-Orbiters.
„Wir werden vielleicht nie dort ankommen, aber es ist wissenschaftlich
gesehen die richtige Richtung“, erklärte Steve
Squyres (Cornell-Universität, New York State, USA), der Leiter
der wissenschaftlichen Instrumente von Opportunity und dem Zwillingsrover
Spirit. „Dieser Krater ist beeindruckend groß im Vergleich
zu dem, was wir bisher gesehen haben.“
Würde der Rover dorthin kommen, hätte er einen Blick in einen
22 Kilometer weiten Krater. Wissenschaftler erwarten, viel mächtigere
Gesteinsschichten bei Endeavour zu sehen als es bei Victoria der
Fall war.
„Ich würde liebend gern einen Blick vom Kraterrand werfen“,
schwärmte Squyres. „Aber selbst, wenn wir nie dorthin kommen,
erwarten wir auf dieser südlichen Route immer jüngere Gesteinsschichten
an der Oberfläche. Auch gibt es noch mehr große Krater im Süden,
von denen wir denken, dass sie der Ursprung der runden Steinen
(genannt Cobbles) sind, die wir immer wieder auf den Ebenen finden.
Einige dieser Steine stammen aus Schichten, die tiefer liegen als
Opportunity sie jemals sehen wird. Und wir erwarten noch mehr Cobbles
zu finden, wenn wir weiter südwärts
fahren.“
Opportunity muss allerdings seine Geschwindigkeit erhöhen, um dorthin
zu gelangen. Das Rover-Team schätzt, dass Opportunity auf seinem Weg
zum Krater Endeavour etwa 100 Meter pro Tag schaffen würde. Selbst
bei dieser Geschwindigkeit könnte die Reise zwei Jahre dauern.
„Dies ist ein kühneres und ehrgeizigeres Ziel als wir es bisher
hatten“, erklärte John Callas, Projekt Manager der beiden Marsrover
(NASA Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, USA). „Es
ist schrecklich aufregend und liefert neue Erkenntnisse. Es ist
die nächste
große Herausforderung für diesen robotischen Kundschafter.“
Opportunity, wie sein Bruder Spirit, hat seine geplante Lebensdauer schon
längst überschritten und könnte ausfallen, bevor er den Krater
erreicht. Er hat schon Zeichen von Alterung gezeigt, doch scheint er zurzeit
noch fit für die lange Reise zu sein.
Auch die wissenschaftlichen Instrumente funktionieren noch. Das Alpha-Röntgen-Spektrometer
(APXS) zeigt noch keinerlei Anzeichen von Schwäche, trotz seiner viereinhalb
Jahre auf der unwirtlichen Marsoberfläche; so ist es bestens gerüstet
für neue Messungen entlang des Weges zum Riesenkrater.
Es gibt zwei neue Hilfsmittel, die während der bisherigen Fahrt
von Opportunity zum Victoria-Krater in den Jahren 2005 und 2006
nicht zur Verfügung
standen, und von denen erwartet wird, dass sie die neuerliche Fahrt
unterstützen.
Eine neue Hilfe sind Bilder aus dem Orbit von Objekten, die kleiner als
der Rover selbst sind. Solche Bilder stammen von der hochauflösenden
Kamera HiRISE an Bord des NASA-Mars-Reconnaissance-Orbiters, welcher
seit 2006 den roten Planeten umkreist.
„Die Kamera HiRISE erlaubt uns, günstige Teilstrecken
und mögliche Hindernisse in der Größenordnung des
Rovers entlang der Route zu identifizieren“, sagte Callas. „Dies
ist ein gutes Beispiel, wie verschiedene Projekte des NASA-Mars-Erkundungsprogramms
sich gegenseitig unterstützen.“
Eine andere Hilfe kommt von einer neuen Version des Steuerprogramms,
das 2006 zu Opportunity und Spirit gefunkt wurde. Diese Software
verbessert ihre Fähigkeit, autonom eine Fahrtstrecke zu wählen
und Hindernisse, wie etwa Sanddünen, zu vermeiden.
Während des ersten Jahres auf dem Mars fand Rover Opportunity
geologische Hinweise, dass die Gegend vor langer Zeit durch Oberflächen-
und Grundwasser verändert worden war. Seine weiteren Erkundungen
haben seitdem zusätzliche Informationen gebracht, wie sich
die Umwelt damals im Laufe der Zeit geändert hatte. Findet
man nun Gesteinsschichten über oder unter den Schichten, die
schon erkundet wurden, öffnet das neue Fenster in jüngere
oder ältere Zeitepochen des Mars.
Text basiert auf einer NASA-Pressemitteilung vom 22.9.2008