Nach 800 Sol die Jagd nach Sonne und Süden
Zur Zeit sind die „Achthundert“ eine magische Marke:
seit mehr als 825 Sol (Marstage) ist Rover Spirit schon auf dem Mars,
während Rover Opportunity 805 Sol auf dem Buckel hat (Opportunity
landete 20 Tage später). Trotz aller Erfolge zeigen die langlebigen
Rover Zeichen von Alterung und seit dem 22. Januar 2006 ist Herbst
auf der Südhalbkugel des Mars.
Eines der sechs Räder von Rover Spirit dreht
sich nicht mehr. Das war hinderlich, da die Rover-Ingenieure des
NASA-Kontrollzentrums nach einem sicheren Platz suchten, um Spirit
gut über Herbst und Winter zu bringen. Seit letztem Januar wird
der Energieeinfall für die Solarzellen der Rover immer weniger,
da sich die Sonne nach Norden bewegt. Gesucht wurde eine nach Norden
geneigte Fläche, auf der der Rover mehr Sonnenschein für
seine Solarzellen einfangen kann. Spirit hat nun ein Plätzchen
gefunden, den so genannten „Low Ridge Winterhafen“. Am
8. August 2006 ist schließlich Wintersonnenwende auf der Südhalbkugel
des Mars, d. h. kürzester Tag des Jahres mit niedrigstem Sonnenstand,
der hoffentlich noch genügend Energie liefern wird.
Spirit hatte schon früher Probleme mit seinem Vorderrad, als
es begann, fünf Monate nach der Landung zu viel Strom
zu ziehen. Abwechselndes Vorwärts- und Rückwärtsfahren
verteilten die Schmierung wieder gleichmäßig und der Stromverbrauch
ging zurück.
Jetzt hat Spirit wieder ein Problem mit seinem rechten Vorderrad:
es lässt sich nicht mehr drehen. Der Elektromotor, der das Rad
antreibt, funktioniert nicht mehr. So muss der Rover rückwärts
fahren und das lahme Rad nachziehen. Ein sechsrädriges Fahrzeug
lässt sich unter diesen Umständen noch bewegen, aber es
war langsam bei seiner Suche nach einem geeigneten Winterquartier.
Die Elektromotoren in den Rädern waren auf eine Strecke von
etwa einem Kilometer ausgelegt, jedoch haben beide Rover inzwischen
mehr als 6 Kilometer zurückgelegt.
Die Solarzellen produzieren nur noch 350 Watt-Stunden Elektrizität,
weniger als die Hälfte im letzten Mars-Sommer.
Zu allem Überfluss blieb Spirit noch in einem Treibsandfeld
an den Flanken von „McCool Hill“ stecken (Sol 787 bis
796), nahe dem Platz, der als Winterquartier ausgesucht worden war.
Die Räder drehten sich durch und heller Sand wurde freigelegt.
Dies scheint die größte Ansammlung von schwefelhaltigem
Boden zu sein, die bisher entdeckt wurde. Da es kein Durchkommen
mehr zum ursprünglichen Winterquartier gab und die Zeit drängte,
wurden keine lang anhaltenden Untersuchungen des hellen Sandes durchgeführt,
sondern ein anderes Winterquartier angesteuert. Jetzt ist Spirit
an einem sicheren Platz.
Auf der anderen Seite des Mars befindet sich Rover Opportunity näher
am Äquator. Deshalb braucht er zum Überwintern keine nach
Norden geneigte Fläche. Opportunity verbrachte die letzten vier
Monate beim Erebus-Krater. Sedimentgesteine und Staubböden
wurden untersucht. Dabei traten Probleme mit dem Instrumentenarm
auf. Einer der Gelenkmotoren zog zu viel Strom, was die Gefahr des
Durchbrennens hätte bedeuten können. Rover-Ingenieure
testeten eine Strategie, um bei nachlassender Leistung des Elektromotors
den Instrumentenarm noch handhaben zu können. Es wurde eine
Lösung gefunden.
Seit Ende März (Sol 760) befindet sich Opportunity auf einer
langen Fahrt zu einem zwei Kilometer entfernten großen Einschlagskrater
namens Victoria. Dort erhofft man sich neue Entdeckungen, da der
Einschlag viel Material aus großer Tiefe an die Oberfläche
von Meridiani gebracht hatte.
So gelingt es den Rover-Ingenieuren, auch mit alternden Rovern weiterhin
die Marsoberfläche zu erforschen. Dabei werden die beiden APXS
weiterhin erfolgreich eingesetzt.