29. April 2006:

Nach 800 Sol die Jagd nach Sonne und Süden

Zur Zeit sind die „Achthundert“ eine magische Marke: seit mehr als 825 Sol (Marstage) ist Rover Spirit schon auf dem Mars, während Rover Opportunity 805 Sol auf dem Buckel hat (Opportunity landete 20 Tage später). Trotz aller Erfolge zeigen die langlebigen Rover Zeichen von Alterung und seit dem 22. Januar 2006 ist Herbst auf der Südhalbkugel des Mars.

Eines der sechs Räder von Rover Spirit dreht sich nicht mehr. Das war hinderlich, da die Rover-Ingenieure des NASA-Kontrollzentrums nach einem sicheren Platz suchten, um Spirit gut über Herbst und Winter zu bringen. Seit letztem Januar wird der Energieeinfall für die Solarzellen der Rover immer weniger, da sich die Sonne nach Norden bewegt. Gesucht wurde eine nach Norden geneigte Fläche, auf der der Rover mehr Sonnenschein für seine Solarzellen einfangen kann. Spirit hat nun ein Plätzchen gefunden, den so genannten „Low Ridge Winterhafen“. Am 8. August 2006 ist schließlich Wintersonnenwende auf der Südhalbkugel des Mars, d. h. kürzester Tag des Jahres mit niedrigstem Sonnenstand, der hoffentlich noch genügend Energie liefern wird.  

Spirit hatte schon früher Probleme mit seinem Vorderrad, als es begann, fünf Monate nach der Landung zu viel Strom zu ziehen. Abwechselndes Vorwärts- und Rückwärtsfahren verteilten die Schmierung wieder gleichmäßig und der Stromverbrauch ging zurück.

Jetzt hat Spirit wieder ein Problem mit seinem rechten Vorderrad: es lässt sich nicht mehr drehen. Der Elektromotor, der das Rad antreibt, funktioniert nicht mehr. So muss der Rover rückwärts fahren und das lahme Rad nachziehen. Ein sechsrädriges Fahrzeug lässt sich unter diesen Umständen noch bewegen, aber es war langsam bei seiner Suche nach einem geeigneten Winterquartier.

Die Elektromotoren in den Rädern waren auf eine Strecke von etwa einem Kilometer ausgelegt, jedoch haben beide Rover inzwischen mehr als 6 Kilometer zurückgelegt. Die Solarzellen produzieren nur noch 350 Watt-Stunden Elektrizität, weniger als die Hälfte im letzten Mars-Sommer.

Zu allem Überfluss blieb Spirit noch in einem Treibsandfeld an den Flanken von „McCool Hill“ stecken (Sol 787 bis 796), nahe dem Platz, der als Winterquartier ausgesucht worden war. Die Räder drehten sich durch und heller Sand wurde freigelegt. Dies scheint die größte Ansammlung von schwefelhaltigem Boden zu sein, die bisher entdeckt wurde. Da es kein Durchkommen mehr zum ursprünglichen Winterquartier gab und die Zeit drängte, wurden keine lang anhaltenden Untersuchungen des hellen Sandes durchgeführt, sondern ein anderes Winterquartier angesteuert. Jetzt ist Spirit an einem sicheren Platz.

Auf der anderen Seite des Mars befindet sich Rover Opportunity näher am Äquator. Deshalb braucht er zum Überwintern keine nach Norden geneigte Fläche. Opportunity verbrachte die letzten vier Monate beim Erebus-Krater. Sedimentgesteine und Staubböden wurden untersucht. Dabei traten Probleme mit dem Instrumentenarm auf. Einer der Gelenkmotoren zog zu viel Strom, was die Gefahr des Durchbrennens hätte bedeuten können. Rover-Ingenieure testeten eine Strategie, um bei nachlassender Leistung des Elektromotors den Instrumentenarm noch handhaben zu können. Es wurde eine Lösung gefunden.

Seit Ende März (Sol 760) befindet sich Opportunity auf einer langen Fahrt zu einem zwei Kilometer entfernten großen Einschlagskrater namens Victoria. Dort erhofft man sich neue Entdeckungen, da der Einschlag viel Material aus großer Tiefe an die Oberfläche von Meridiani gebracht hatte.

So gelingt es den Rover-Ingenieuren, auch mit alternden Rovern weiterhin die Marsoberfläche zu erforschen. Dabei werden die beiden APXS weiterhin erfolgreich eingesetzt.