2. November 2009:
Rover Spirit sitzt in Sandfalle mit Gedächtnisverlust

Wir schreiben den Sol 2074 (den 2074. Tag seit der Landung von Spirit!) und der Rover sitzt immer noch in der Falle von „Troy“. Seit Sol 1899 (11. Mai 2009) ist er unbeweglich, eingesunken in ganz feinem Flugsand. Techniker haben sich bemüht, im Mars-Sandkasten der NASA mit einem Test-Rover eine Strategie zu finden, ganz langsam aus der Sandfalle herauszufahren, ohne noch tiefer einzusinken. Es scheint eine Methode zu geben, der Falle zu entkommen. Doch bisher konnte kein Versuch gemacht werden, da Rover Spirit durch zusätzliche Probleme total gelähmt war.

An Sol 2027 streikt der Antrieb von Spirits Parabolantenne. Sie bewegt sich nicht mehr. Das ist schlecht für einen Rover auf dem Mars, da über die Parabolantenne sein ganzer Datenverkehr läuft. Nach ein paar Tagen kann das Problem von den Technikern gelöst werden. Jedoch schon an Sol 2037 tritt das Antennenproblem wieder auf. Nach eingehender Diagnose kann an Sol 2056 (15. Oktober) die Antenne wieder in die richtige Position für den Empfang gebracht werden.

Abbildung 1: Spirits Blick auf den Rand seiner Parabolantenne (braune Scheibe links). Rechts sind Solarzellen zu sehen. Bild aufgenommen mit der Panorama-Kamera an Sol 2017.

© NASA / JPL / ASU

Hohe Auflösung (300 KB)

 
Einige Tage später, am 24. Oktober (Sol 2065), erlebt Spirit einen unerwarteten Computer-Neustart. Danach kann er seinen „Flash-Speicher“ nicht mehr benutzen. Dieser Speicher ist ein sogenannter nichtflüchtiger Datenspeicher, der (wie ein Memorystift) auch ohne Spannung seine Daten bewahrt. Nach dem Ausfall seines Flash-Speichers legt Spirit nun seine Daten in einem normalen flüchtigen Speicher (volatiles RAM) ab, das bei Stromausfall wie bei einem irdischen Computer-Speicher seine Daten verliert. Wenn Spirit „schlafen“ geht, um Energie zu sparen, wird der Strom abgeschaltet und sein flüchtiger Speicher hat keine Spannung mehr. Dann gehen alle gespeicherten Daten verloren.

Wenn am nächsten Morgen die Datenübertragung stattfinden soll, sind alle Daten im flüchtigen Speicher gelöscht. Somit kann nichts übertragen werden. Dieser unangenehme Gedächtnisverlust ist in diesem Jahr schon viermal aufgetreten und konnte immer wieder behoben werden. Jetzt soll versucht werden, den Flash-Speicher neu zu formatieren, um den Zugriff auf Spirits „Langzeit-Gedächtnis“ wieder zu ermöglichen.

„Bisher haben wir keine Informationen, was diese Amnesie-Events auslöst“, sagte John Callas, Mars Exploration Rover Projekt-Manager am NASA Jet Propulsion Laboratory, Pasadena, Kalifornien. „Wenn die Amnesie-Events sporadisch und selten auftreten, sind sie Beeinträchtigungen, die uns einen oder zwei Tage zurückwerfen. Wenn sie jedoch häufiger auftreten, müssen wir eine andere Strategie anwenden, die die Benutzung des Flash-Speichers vermeidet. Wir würden dann nur Daten zur Erde schicken, die an demselben Tag gesammelt wurden, an dem gesendet wird. Irgendwelche alten Daten eines früheren Tages wären dann verloren. Die Gesamtmenge an Daten, gesendet vom Rover, sollte ungefähr ähnlich sein“.

 

© NASA/JPL/ASU

Mittlere Auflösung (860 KB)-
Hohe Auflösung des ganzen Panoramas (1,5 MB)

Abbildung 2: Rover Spirit ist in der Sandfalle von „Troy“, Westseite von „Home Plate“, gefangen. Dieses Bild, aufgenommen mit der Navigationskamera an Sol 2072, zeigt immer noch die Spur von Spirit, die rechts tiefer aufgewühlt ist, weil sich eines seiner Räder nicht mehr dreht. Die Radspuren haben einen Abstand von etwa einem Meter. Das Bild wurde leicht bearbeitet, um Details deutlicher hervortreten zu lassen.


Wenn die lähmenden Probleme gelöst sind, wird Spirit endlich einen Versuch machen, sich aus der Sandfalle zu befreien. Es ist Herbst auf der Südhalbkugel des Mars geworden (Tagundnachtgleiche war am 26. Oktober) und der nächste Winter kommt bestimmt. Dann sollte Spirit in einer Position sein, wo seine Solarzellen nach Norden zeigen, damit sie genügend Energie für sein Überleben produzieren.

Text basiert auf NASA-Pressemitteilungen vom 28. und 30. Oktober 2009.